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Der Navigator

Der Navigator, Martin Gut 2015



Die unzähligen Satelliten im Orbit der Klasse GPS senden mittels Atomuhren ein synchrones Signal. Durch die Verzögerung des Signaleintreffens berechnet der Empfänger die Distanz zum Satelliten. Die Software im GPS-Empfänger kann daraus seinen Standort als Radius ermitteln. Wertet das Gerät zwei GPS-Signale aus, ergibt sich der Standort auf einer Geraden. Zur punktgenauen Standortanalyse braucht es drei verschiedene Signale aus dem Orbit.

Was anfänglich fürs Militär und die Seefahrt realisiert wurde, wird in näherer Zukunft in jedem Gerät stecken – ein Ortungssensor. Wir werden wissen – und viele von denen wir nicht wissen, dass sie wissen, werden wissen: – wo wir sind, wohin wir uns bewegen aber auch wie wir uns fühlen, was wir uns wünschen und was wir gerade tun. In gewaltigen Rechenzentren werden die Daten gesammelt und ausgewertet. Diese "Bigdata" Archive werden allgemeine Trends ablesen und zeitgleich individuelle Wünsche analysieren. Wir werden uns durch die Welt bewegen während die Welt sich ständig nach unserem persönlichen Profil ändert und anpasst. Sind wir zu zweit unterwegs, berechnet der grosse Bruder die Schnittmenge unserer potenziellen Bedürfnisse. Die Plakatwände werden bei einem frisch verheirateten Paar Babywäsche zeigen, währenddessen Sekunden später dem Sextouristen die nächsten Flatrat-Gangbang-Partys schmackhaft gemacht werden. Man wird nicht mehr über Paris reden können weil – noch mehr als bis anhin – für jede Person ein eigenes Paris zeitgleich geschaffen wird.

Der gefallene Navigator ist ein Satellit der dies ermöglicht. Er ist der Navigator, der grosse Bruder den wir nicht sehen, ohne den jedoch nichts mehr funktioniert.