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Der Roboterkönig



Der Titel Roboterkönig ist ein Wortspiel, das von dem Rattenkönig abgeleitet ist: Als Rattenkönig werden mehrere an den Schwänzen verknotete Ratten bezeichnet, die auch verklebt sein können. Ob es dieses Phänomen in der Natur wirklich gibt, ist Glaubenssache, entsprechende Funde sind mit grosser Wahrscheinlichkeit manipuliert worden. In formaler Hinsicht ist der Rattenkönig mit seiner sich radial aus dem Zentrum entwickelnden Kreisform eine äusserst faszinierende Konstellation.

Der Roboterkönig von Martin Gut ist eine kinetische Skulptur aus 11 kleinen Ausgabemechaniken, die ursprünglich in einem Zigarettenautomaten dienten. Martin Gut gruppiert die ausgebauten Elemente kreisförmig nebeneinander, so dass sich die anthropomorph wirkenden Teile mit ihren schwarzen Augen nun endlos nach innen zu verneigen scheinen. Dieses gemeinsame Ritualgebet wirkt höchst irritierend, weil die sich wiederholenden Bewegungen buchstäblich roboterhaft, ohne freien Willen ausgeführt werden und das angebetete Wesen aus nichts anderem besteht als dem eigenen Kabelsalat, der das betende Ensemble mit Strom versorgt.

Aus der Sicht des Roboterkönigs ist das graue Stromkabel das heilige Band, das die Gemeinschaft zusammenhält und mit lebensspendender Energie versorgt. Aus westlich-aufgeklärter Sicht ist es natürlich beruhigend, dass einzelne Mechaniken ihre individuellen Macken haben und zwischendurch immer wieder streiken.

Text: Guy Markowitsch, anlässlich der Vernissage in der Galerie Vitrine, 2020



Der Roboterkönig, ein Kunstobjekt von Martin Gut, 2020   Der Roboterkönig, ein Kunstobjekt von Martin Gut, 2020   Der Roboterkönig, ein Kunstobjekt von Martin Gut, 2020   Der Roboterkönig, ein Kunstobjekt von Martin Gut, 2020